Der Ausweg aus einem verkehrten Geschlecht

Die Bedeutung der Taufe

Ein praktischer Schritt voll geistlicher Bedeutung

In dieser vorerst letzten Folge über die Taufe bauen wir auf die beiden vorhergehenden Artikel auf. Es empfiehlt sich daher, diese möglichst ebenfalls zu lesen, um ein abgerundetes Bild über die Taufe zu haben, was nicht heißt, dass damit die gesamte Bedeutung und die Wahrheit über die Taufe erschöpfend behandelt wäre. Es geht uns in dieser Serie nicht um Bibelauslegung, sondern vielmehr um die geistliche Erfahrung der Wirklichkeit. Theologie, Theologen und Bibelausleger gibt es genug. Wir brauchen aber viel mehr den praktischen Einstieg in ein Leben mit unserem Herrn, als nur schöne, wohlklingende Lehren. Wir müssen als Christen anfangen, gewisse Schritte zu tun. Nachdem wir an Jesus Christus gläubig geworden sind, ist für ein klares Weiterkommen in unserem Glaubensleben die Taufe von großer Wichtigkeit. Sie ist ein praktischer, scheinbar nur äußerlich vollzogener Schritt und doch voll geistlicher Wirklichkeit.

Die Einwilligung in Gottes Weg

Der Glaube an Jesus Christus äußert sich in der Taufe, wie die Liebe zweier Menschen in ihrer Heirat. Wahrer Glaube scheut nicht diese bewusst geleistete "Unterschrift" unter den wunderbaren Bund, den Gott mit uns gemacht hat. In der Taufe willigen wir in den Weg Gottes ein. Somit ist unser Bund mit Gott rechtskräftig geworden.

In den Tod Christi hineingetauft

Nachdem wir nun erkannt haben, dass die Taufe für einen jungen Gläubigen wichtig und notwendig ist und zum Glauben dazugehört, haben wir auch gesehen, dass wir in der Taufe die Welt, welche bereits unter dem Gericht Gottes steht, hinter uns lassen. Wir sind somit herausgerettet aus dem gegenwärtigen bösen Zeitalter (Gal. 1:4), wie Noah durch die Flut und die Kinder Israel durchs Rote Meer gerettet wurden. In der Taufe haben wir unser altes Leben und auch die Welt, in der wir lebten, hinter uns gelassen, um ein neues Leben mit Christus in einem völlig neuen Bereich, nämlich dem Reich Gottes, zu beginnen. Nun möchten wir einmal einen weiteren, tiefer gehenden Aspekt der Taufe betrachten. In Römer 6:3 schreibt Paulus: "Wisst ihr nicht, dass wir, so viele in Christus Jesus hineingetauft wurden, in seinen Tod getauft worden sind? So sind wir nun mit ihm begraben worden durch die Taufe in den Tod..." Als Gläubige, die getauft worden sind, sollten wir wissen, was dort mit uns geschehen ist. Wir sind in Jesu Tod hineingetauft worden.

Was geschah mit dem Tod Christi am Kreuz?

Christus ist am Kreuz gestorben. Durch seinen Tod hat er die größten Probleme dieses Universums gelöst und den größten Sieg errungen. Er hat dort unsere Sünden ans Holz hinaufgetragen als Gottes Lamm. Er verdammte und verurteilte die Sünde (die Sündennatur) im Fleisch. Am Kreuz wurde Satan zunichte gemacht, wurde der alten Schlange der Kopf zertreten. Aber nicht nur das. Die von Gottes Feind beherrschte Welt wurde am Kreuz beendet. Wenige Christen sind sich auch bewusst, dass mit Christus als dem letzten Adam der alte Mensch gekreuzigt wurde. Wenn wir glauben und getauft werden identifizieren wir uns mit dem Tod Christi. Er ist also nicht nur für mich gestorben, sondern ich bin mit ihm gestorben! Warum ist dies so wichtig zu wissen? Weil wir sonst einen völlig falschen Weg für unser Christenleben einschlagen.

Was Gott nicht haben möchte

Von Natur aus versuchen wir, bessere Menschen zu werden. Wir möchten als Christen Gott gefallen und strengen uns an, die Sünde zu überwinden, unsere Lebensweise zu ändern und ihm zu dienen. Vielleicht haben wir auch gute Fähigkeiten, die wir für Gott einsetzen wollen. Aber genau das möchte der Herr nicht haben. Er möchte nicht unser altes Kleid mit einem Flicken reparieren und schüttet seinen neuen Wein nicht in alte Schläuche. Altes Kleid und alte Schläuche sind hier ein Bild für unseren alten, natürlichen und somit verdorbenen Menschen. Für sein Reich braucht Gott nicht nur Menschen, die eine neue Orientierung oder sogar sein Leben haben, sondern ganz neue Menschen.

Mit Christus gekreuzigt, begraben und auferstanden

Mit dem alten Menschen, wie gut er auch sein mag, kann Gott nichts anfangen. Darum ist der alte Mensch mit Christus beendet worden. In der Taufe bezeugen wir, dass wir für Gott nicht brauchbar sind und daher beendet werden müssen. Und diese Beendigung hat eigentlich schon vor 2000 Jahren am Kreuz stattgefunden. Christi Tod war auch mein Tod. Unser alter Mensch mit seinem früheren Lebenswandel ist tot! Halleluja! Welch eine Befreiung! Ich muss nicht mehr versuchen, ein guter Christ zu sein. Mein alter Mensch wäre dazu gar nicht in der Lage. Ich bin gestorben. Nur so ist der Weg frei für einen neuen Menschen mit einem wirklich neuen Lebenswandel in Christus! Wir sind in Christus eingepflanzt, bzw. mit ihm verwachsen in seinem Tod (Rm. 6:5). Nur ein Zweig, der vorher abgeschnitten und in eine Schnittstelle (=Wunde) des neuen Baumes gepfropft wird, wird dort anwachsen. Der Schnitt auf der Seite Christi geschah am Kreuz. Mein praktischer Schnitt und mein Einpfropfen bei meiner Taufe. Nun haben wir Teil an dem reichen Auferstehungsleben Jesu und können ihm auch in der Auferstehung gleich sein. Dies ist das Prinzip Gottes im Neuen Testament. Er erreicht sein Ziel durch Tod und Auferstehung. So können wir nun mit Paulus bezeugen: "Ich bin mit Christus gekreuzigt! Nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in mir" (Gal. 2:20). Auch haben alle, die in Christus hineingetauft worden sind, Christus angezogen. Und im Kolosserbrief ist davon die Rede, dass wir dabei den alten Menschen ausgezogen und Christus, den neuen Menschen, angezogen haben (Kol. 3:9-10).

In einen Leib hineingetauft

Nur wenige Christen sind sich aber bewusst, dass sie auch in einen Leib, d.h. in den Leib Christi, hineingetauft wurden. Diese Seite der Taufe ist äußerst wichtig, weil sie das Ziel und die Ausrichtung für unser Christenleben darstellt: Wir sind von Gott zu einem Leib berufen (Kol. 3:15). Die Gemeinde ist das Ergebnis des Sterbens und der Auferstehung Jesu, der in Mt.16 gesagt hatte: "Ich will meine Gemeinde bauen!" Nach seiner Auferstehung sehen wir die Entstehung der Gemeinde (wörtl.: die Herausgerufene), indem Menschen an Jesus glauben, Buße tun und sich taufen lassen. Sie gehören nun nicht mehr zu dieser Welt mit all ihren profanen und religiösen Strömungen, sondern sind herausgerufen, herausgerettet worden, was in der Taufe zum Ausdruck kommt. Gleichzeitig sind sie in Christus hineingetauft worden. Sie haben Christus angezogen, sind nun eine neue Kreatur in Christus. Welch eine Errettung! Doch damit nicht genug. Sie sind auch zu Gliedern des Leibes, des Körpers Christi geworden. In 1. Kor. 12:13 heißt es: "In einem Geist sind wir alle in einen Leib hineingetauft worden".

Eins mit Christus als ein lebendiger, gemeinschaftlicher Organismus

Ein wahrer Christ ist in eine organische Einheit mit Christus hineingekommen, die ihn sogar zu einem Teil von Christus macht: "...denn wie der Leib einer ist und viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obgleich viele, ein Leib sind: so auch Christus!" (1. Kor. 12:12). Wir, die wir Sünder und Feinde Gottes waren, sind nun in Jesus Christus eins mit Gott geworden. Und dieser Organismus, dieser organische, lebendige Leib Christi, ist heute die Gemeinde. Dieser Leib ist nicht etwas zukünftiges, sondern soll heute unsere praktische, tägliche Erfahrung sein.

Eine klare Ausrichtung für unser Leben

Christus hat sich selbst für seine Gemeinde hingegeben. Wir wurden gläubig, wir wurden getauft (also beendet und auferweckt) für die Gemeinde. Welch eine hohe Berufung. Nicht nur individuelle Heiligung oder ein persönliches siegreiches Glaubensleben sind das Ziel unserer Errettung, sondern der Aufbau der Gemeinde. Dieses Bewusstsein muss heute mehr denn je betont werden, da es nach der Zeit der Apostel fast völlig verloren gegangen ist. Heute gehört man entweder einer großen Volkskirche an oder sucht sich eine christliche Gruppe seiner Wahl aus. Der Grund: Der alte Mensch vieler Christen ist de facto nicht beendet, man lebt in seinen natürlichen Vorlieben und Meinungen, ohne Bewusstsein für den Leib Christi. Wo ist die Gemeinde heute? Wie steht es um die Einheit des Leibes Christi, die doch ihren praktischen Ausdruck auf dieser Erde haben muss? Darum soll jeder von uns gleich bei der Taufe, zu Beginn seines Lebens mit dem Herrn, auch solch ein Bewusstsein haben: Ich bin als Christ nicht nur ein Einzelkämpfer oder Einzelgänger, sondern ein Glied am Leib Christi. Ich bin nicht Mitglied einer Kirche noch einer Denomination oder irgend einer christlichen Gruppe, sondern ein Teil des einen Leibes Christi. Und ich möchte auch kein anderes Ziel verfolgen als mein Herr, der für mich im Hinblick auf seine Braut, die Gemeinde, am Kreuz gestorben ist: Ich bin ebenfalls für den praktischen Aufbau der Gemeinde an meinem Wohnort!

(Kleine Herde 23, 1994)