Der Ausweg aus einem verkehrten Geschlecht

Unser Bund mit Gott

Der neue Bund

In den beiden vorhergehenden Ausgaben wurde gezeigt, dass das Abendmahl mehr als nur ein christlicher Brauch ist. Es ist der Ausdruck einer geistlichen Wirklichkeit, an der wir tagtäglich Anteil haben. Gott hat uns aus der Hand unserer Feinde gerettet, damit wir ihm ungehindert dienen können (Lukas 1: 71-75). Diese Errettung ist für uns ein Fest! In diesem Artikel soll ein weiterer Aspekt von der Bedeutung des Abendmahls und unserer Erfahrung davon betrachtet werden.

Wenn wir das Abendmahl genießen, erinnert uns der Tisch daran, dass Gott einen neuen Bund mit uns gemacht hat. Während Jesus mit seinen Jüngern das Abendmahl hielt, sprach er zu ihnen, indem er den Kelch nach dem Mahl nahm: "Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird" (Lukas 22:20). Indem Jesus gestorben ist und sein Blut für uns vergossen hat, wurde ein neuer Bund zwischen Gott und uns geschlossen und auch sogleich in Kraft gesetzt. Dass Gott mit uns Gläubigen, seinem Volk, einen neuen Bund geschlossen hat, zeigt, dass es bereits einen Bund gegeben hat, der somit zum alten Bund wurde. Was bewegte Gott, einen neuen Bund zu machen?

Der alte und der neue Bund

In Hebräerbrief wird uns der Hintergrund etwas näher erklärt. Dort heißt es (Hebr. 8:7-12): "Denn wäre jener erste Bund tadellos, so wäre nicht Raum für einen zweiten gesucht worden. Denn er tadelt sie und spricht: Siehe, es kommen die Tage, spricht der Herr, da will ich mit dem Hause Israel und mit dem Hause Juda einen neuen Bund schließen, nicht wie der Bund war, den ich mit ihren Vätern gemacht habe an dem Tag, als ich ihre Hand ergriff, um sie aus Ägyptenland herauszuführen; denn sie sind nicht in meinem Bund geblieben, und so habe ich mich auch nicht um sie gekümmert, spricht der Herr. Denn das ist der Bund, den ich machen will mit dem Haus Israel nach jenen Tagen, spricht der Herr: Ich will meine Gesetze in ihren Sinn geben, und auf ihre Herzen will ich sie schreiben, und ich will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein. Und keinesfalls wird jemand seinen Mitbürger lehren noch jemand seinen Bruder und sagen: Erkenne den Herrn! Denn sie werden mich alle kennen, vom Kleinen an bis zum Großen unter ihnen. Denn ich will gegen ihre Ungerechtigkeit gnädig sein, und ihrer Sünden will ich gewiss nicht mehr gedenken."

Gott bindet sich an sein Wort

Gott hat ein Herz für sein Volk. Die Bibel lässt uns wissen, dass Gott schon vor Grundlegung der Welt einen Plan in seinem Herzen hatte, den er zusammen mit seinem Volk ausführen möchte. Deshalb ließ Gott in der Vergangenheit auch keine Gelegenheit aus, sich seinem Volk kundzutun. Er sprach vielfältig und auf vielerlei Weise zu ihm (Hebr. 1:1). Dabei gab er seinem Volk viele Verheißungen. Schließlich ging er sogar einen Bund mit ihnen ein. Er ist bereit, sich an sein Wort zu binden. Wir reden viel, aber wollen uns, sobald es ernst wird, nicht festlegen. Wir können einiges versprechen, um dann, wenn es darauf ankommt, einen Rückzieher zu machen. Aber ein Vertrag wird uns binden. Obwohl Gott im Gegensatz zu uns vertrauenswürdig ist und nicht lügt, hat er sich dennoch um unsertwillen mit einem Vertrag an seine Verheißungen gebunden. Sein Volk sollte die feste Gewissheit über seine Absicht haben, damit niemand wankend würde oder aufgibt. Gott meint es ernst mit seinem Volk.

Ein Vertrag hat allerdings immer zwei Seiten. Er bindet beide Vertragsparteien aneinander. Jedoch gab es ein großes Problem mit dem ersten Bund.

Der erste Bund war unvollkommen

Der wesentliche Bestandteil des ersten Bundes waren die Gebote nach dem Gesetz. Das Gesetz zeigt einerseits, wie heilig und gerecht Gott ist. Was allerdings den Menschen betrifft, ist es nur in der Lage, den Mangel und die Fehler aufzudecken, es kann aber keinen einzigen Mangel beheben. Dem Wesen nach blieb alles beim alten. Das Volk wurde durch das Gesetz zwar vor schlimmerem bewahrt, aber nicht in die Lage versetzt, mit Gott für die Erfüllung seines Vorsatzes zusammen zu arbeiten. Die Sünde, die im Menschen wohnt, stand dem nämlich entgegen, und schwächte so den ersten Bund.

Deshalb beschrieb auch Paulus seine Erfahrung mit dem ersten Bund in Römer 7:10-12 folgendermaßen: "Das Gebot, das zum Leben gegeben war, eben das erwies sich mir zum Tod. Denn die Sünde nahm Anlass am Gebot, betrog mich und tötete mich durch das selbe Gebot. So ist also das Gesetz heilig, und das Gebot ist heilig und gerecht und gut." Das Gesetz kann zwar die Sünde bloßstellen, aber nicht von ihr freimachen. Es ist nicht fähig, Leben zu geben. Der Tod und die Sünde sind Partner und wirken zusammen, um den Menschen zu lähmen und zu verderben. Deshalb braucht der Mensch das Leben Gottes, das den Tod Überwunden hat. "Denn wäre ein Gesetz gegeben, das imstande ist, Leben zu geben, dann käme die Gerechtigkeit tatsächlich aus dem Gesetz" (Gal. 3:21).

Der erste Bund bringt niemanden zum Ziel, denn er ist unvollkommen. Er kann nur fordern, ohne etwas zu geben. Wie uns in Hebräer 8:7-9 beschrieben wird, konnte das Volk Gottes nicht in diesem Bund bleiben, da es tot war in seinen Sünden und Übertretungen. Gott musste einen neuen Bund machen, der völlig anders war als der erste.

Der neue Bund ist tadellos

Der neue Bund ist nicht nur neu, weil er später als der erste Bund kam, sondern weil er dem Wesen nach auch völlig anders als der erste Bund ist. Gott hat nicht den ersten Bund überholt und verbessert. Es ist nicht so, dass einige Punkte vielleicht nicht so gut waren, die jetzt ergänzt wurden und alles andere übernommen wurde. Nein, Gott hat wirklich etwas völlig neues getan.

Während der erste Bund, der jetzt zum alten Bund geworden ist, mit den Worten beschrieben werden kann: Ihr sollt es tun! - sagt Gott im neuen Bund (Hebr. 8:10-12): Ich will es tun! In Römer 8 sagt Paulus dazu: "Denn was dem Gesetz unmöglich war, weil es durch das Fleisch schwach war, das tat Gott: er sandte seinen Sohn in der Gleichgestalt des Fleisches der Sünde und um der Sünde willen und verdammte die Sünde im Fleisch, damit die gerechte Forderung des Gesetzes in uns erfüllt würde, die wir nicht nach dem Fleisch wandeln, sondern nach dem Geist" (Röm. 8:3-4).

Im neuen Bund gibt uns Gott nicht ein besseres Gesetz, sondern seinen eigenen Sohn, Jesus Christus. Gott fordert nicht, sondern er gibt! "Er, der selbst seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns alle dahingegeben hat, wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken?" (Röm. 8:32). Das ist der neue Bund!

Der neue Bund basiert auf dem Leben Gottes. Jesus ist nicht nur das Leben Gottes (Joh. 14:6), sondern er ist heute auch der Geist, der uns dieses Leben gibt (1. Kor. 15:45), indem er selber als der Geist in unseren Geist hineinkommt und in uns wohnt. "Wenn aber Christus in euch ist, so ist der Leib zwar tot um der Sünde willen, der Geist aber ist Leben um der Gerechtigkeit willen" (Röm. 8:10).

Ein weiterer wesentlicher Unterschied zum alten Bund besteht darin, dass der alte Bund auf das Äußere ausgerichtet war, auf das Verhalten und die Werke, während jetzt der neue Bund auf das Innere orientiert ist. Deshalb betont Hebräer 8:10, dass Gott seine Gesetze in unseren Sinn geben möchte und sie auf unser Herz schreiben will. Dies ist das innere Wirken Gottes durch seinen Geist. Darum redet Römer 8:2 auch vom Gesetz des Geistes des Lebens in Christus Jesus. Es ist nicht mehr das Gesetz des Buchstabens auf den Tafeln Moses. Dieser neue tadellose Bund ist das Leben in Christus Jesus, an dem wir heute teilhaben können.

Der alte Bund war zeitlich begrenzt

Zur Zeit von Mose hatte Gott mit seinem Volk einen Bund geschlossen (Hebr. 8:9), um es zu bewahren. Es sollte nicht verloren gehen, solange die Zeit für das Kommen von Jesus Christus noch nicht erfüllt war. Dieser Bund war durch das Gesetz mit seinen Geboten und Satzungen gekennzeichnet. Im Galaterbrief wird der Hintergrund für den ersten Bund folgendermaßen beschrieben: "Was soll nun das Gesetz? Wegen der Übertretungen wurde es hinzu gefügt, bis der Same (Jesus Christus) käme, dem die Verheißung galt" (Gal. 3:19). "Bevor aber der Glaube kam, wurden wir unter dem Gesetz in Gewahrsam gehalten, eingeschlossen auf den Glauben hin, der offenbart  werden sollte. Und so ist das Gesetz unser Kinderbetreuer geworden auf Christus hin, damit wir durch Glauben gerechtfertigt werden" (Gal. 3:23-24).

Dieser erste Bund sollte also nur vorübergehend bestehen, Gott hatte ihn von vornherein auf eine bestimmte Zeit begrenzt. Deshalb heißt es ja auch schon in Jeremia 31:31-32 "Siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, da will ich mit dem Hause Israel und mit dem Hause Juda einen neuen Bund schließen, nicht wie der Bund gewesen ist, den ich mit ihren Vätern schloss, als ich sie bei der Hand nahm, um sie aus Ägyptenland zu führen, ein Bund, den sie nicht gehalten haben, ob ich gleich ihr Herr war, spricht der Herr."

Diese Ankündigung wurde erfüllt, als Jesus Christus kam. "Als aber die Erfüllung der Zeit kam, sandte Gott seinen Sohn aus, geboren von einer Frau, geboren unter dem Gesetz, damit er die unter dem Gesetz loskaufte, damit wir die Sohnschaft empfingen" (Gal. 4:4-5). Der neue Bund wurde durch Jesus eingesetzt. Er sagte zu seinen Jüngern, als er beim Abendmahl den Kelch nahm: "Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird" (Lk. 22:20). Mit seinem Tod, dem Vergießen seines Blutes, trat dieser neue Bund sofort in Kraft. Von da an hat sich sehr viel geändert.

Nur der neue Bund zählt

Es sollten nun nicht zwei Bündnisse nebeneinander bestehen, sondern der alte Bund wurde vom neuen völlig ersetzt. Denn dieser ist viel besser und übertrifft den alten bei weitem. Für Gott zählt nur noch der neue Bund. Doch leider hatten die ersten Gläubigen, deren Hintergrund der alte Bund war, große Schwierigkeiten, von ihm völlig loszukommen. Sie wollten das scheinbar Gute behalten und dennoch das Neue nicht verpassen. Sie schwankten zwischen beiden Bündnissen hin und her. Selbst heute gibt es viele Christen, die beides schätzen. Sie richten sich nach dem alten Bund aus, soweit sie meinen ihn erfüllen zu können, der Teil aber, dem sie nicht entsprechen können, ist in ihren Augen nicht mehr gültig und durch den neuen Bund ersetzt worden. Aber solch eine Haltung geht nicht! Deshalb wurde auch der Galaterbrief verfasst. Dort wird klar beschrieben, dass diese beiden Bündnisse im völligen Gegensatz zueinander stehen. Es wird zum einen erklärt, dass die Zeit des alten Bundes vorüber ist, dass es für ihn nicht einmal mehr eine Existenzberechtigung gibt (s. Gal. 3). Sogar gibt es eine Feindschaft zwischen denen, die im alten Bund leben und denen, die im neuen Bund leben (Gal. 4:29-30). Wenn sich aber jemand mit dem alten Bund einlassen will, dann muss er alles erfüllen, um vor Gott gerechtfertigt zu werden (Gal. 5:3). Allerdings ist das unmöglich, denn die Schrift sagt: "aus Werken des Gesetzes wird kein Fleisch gerechtfertigt" (Gal. 2:16). Zwischen dem alten und dem neuen Bund gibt es keinen Kompromiss, den man eingehen könnte, man muss sich entscheiden: entweder für den alten oder den neuen Bund. Im Galaterbrief heißt es sehr klar: "Ihr seid von Christus abgeschnitten, die ihr durch das Gesetz gerechtfertigt werden wollt, ihr seid aus der Gnade gefallen" (Gal. 5:4).

Auch der Hebräerbrief richtet sich an solche schwankenden Gläubigen. In diesem Brief wird gezeigt, dass der neue Bund dem alten weitaus überlegen ist. Die Gläubigen werden ermutigt, das Alte nun völlig zu verlassen, um dadurch nicht gehindert zu werden, das Ziel zu erreichen.

Die Unterschiede

Es gibt einige wesentliche Unterschiede zwischen dem alten und dem neuen Bund. Wenn wir diese sehen, werden wir erkennen, dass der neue Bund viel besser ist, und wir werden uns ausschließlich für ihn entscheiden.

Der alte Bund fordert von uns, alle Gebote zu halten und zu erfüllen. Nur durch Werke kann jemand gerechtfertigt werden, was jedoch unmöglich ist. Deshalb stellt der alte Bund bloß, wie schwach und unfähig man ist. Es gibt keinen Ausweg aus dieser Situation, keine echte Hilfe. Alles beschränkt sich nur auf äußerliches, auf das Verhalten und die Rituale. Befreiung von der Sünde findet nicht statt. Die Übertretungen wurden durch die dargebrachten Opfer nur zugedeckt, damit Gott nachsichtig sein konnte. Denn es heißt im Römerbrief: "Weil die vorher
geschehenen Sünden durch Gottes Nachsicht ungestraft geblieben waren" (Röm. 3:25), d.h. sie waren noch da, aber blieben ungestraft. Es gab keine Erlösung. In Hebr. 9:15 lesen wir weiterhin: "Und darum ist er der Mittler eines neuen Bundes, damit, nachdem der Tod geschehen ist zur Erlösung von den Übertretungen unter dem ersten Bund, die Berufenen die Verheißung des ewigen Erbes empfangen". Ohne den neuen Bund gibt es keine Erlösung von den Übertretungen unter dem ersten Bund. Der alte Bund ist dazu unfähig.

Gott schenkt uns alles

Im neuen Bund hingegen ist Gott es, der etwas für uns vollbringt. Er betont (vergl. Hebr. 8:10): "Ich will ...geben, ich will ...schreiben und ich will ...sein!" Alles, was Christus vollbracht hat, wird uns im neuen Bund geschenkt. Durch den Glauben empfangen wir die Rechtfertigung, die Erlösung, den Geist, das göttliche Leben, das ewige Erbe, einfach alles! Es geht um die innere Wirklichkeit, nicht um den äußeren Schein der Dinge. Gott wirkt durch seinen Geist, den er uns gegeben hat, in unserem Inneren, in unserem Sinn und Herzen. Das göttliche Leben rettet uns von der Sünde, sein inneres lebendiges Sprechen reinigt uns, sein Geist heiligt uns und wandelt uns um. Im neuen Bund geschieht sehr viel durch Gottes Geist in unserem Sein. Gott wirkt in uns etwas zu seinem Wohlgefallen.