Die Zeichen der Zeit
Der Sog der letzten Zeit
Es ist mit der Zeit wie mit allen Dingen: Wenn man genug davon hat, ist sie unbedeutend. Aber die meisten Menschen stellen heute mehr denn je fest, wie wenig Zeit sie haben. Dabei können wir uns nicht über zu wenig Urlaub oder Freizeit beklagen. Die Zeit eilt uns davon, und dies macht sie so wertvoll. Wenn wir die Entwicklungen in unseren Tagen verfolgen, stellen wir fest, wie sich Ereignisse jagen und wir auf einen Punkt hinsteuern, der alles wie ein Schwarzes Loch aufzusaugen scheint. Je näher wir diesem Punkt kommen, desto intensiver wird der Sog. Es ist mit einer Sanduhr vergleichbar, in der unaufhörlich Sandkörner nach unten rieseln. Je weniger Sand sich noch im oberen Gefäß befindet, desto schneller geht es dem Ende zu. Viele Menschen ahnen, dass diese Welt einem Ende entgegensteuert. Wie aber sieht dieses Ende aus, was hat es damit auf sich? Worauf müssen wir uns in naher Zukunft gefasst machen und was können wir tun, um, wenn möglich, auf das unausweichliche vorbereitet zu sein? Über all dies spricht Gott durch sein Wort zu uns Menschen. Wenn wir Klarheit über unsere Zukunft und das Ende des Zeitalters haben möchten, dürfen wir nicht zu zweifelhaften Wahrsagern oder Zukunftspropheten gehen, sondern müssen zu Gott und zur Bibel kommen.
Jesus sagte ein Ende voraus
Jesus sprach gegen Ende seines Wirkens viel über die letzte Zeit zu seinen Jüngern. Sie verstanden damals vieles nicht, schrieben es aber für spätere Generationen nieder. Jesus sagte deutlich, dass er wiederkommen und diesen Zeitabschnitt beenden würde. Für viele wird dies ein Schock sein, während andere darauf vorbereitet sein werden. Im Gespräch mit seinen Jüngern gab er auch klare Hinweise darüber, was die letzten Tage vor seiner Wiederkunft kennzeichnen würde.
Vom Feigenbaum lernen
Jesus spricht von einer Entwicklung, von Ereignissen, die stattfinden werden, bevor das Ende kommen wird. Zum Beispiel sagt er, dass wir vom Feigenbaum lernen sollen: "Lernt aber das Gleichnis vom Feigenbaum: Wenn sein Zweig schon weich geworden ist und die Blätter hervortreibt, erkennt ihr, dass der Sommer nahe ist. So auch ihr, wenn ihr dies alles seht, erkennt ihr, dass es nahe vor der Tür ist. Wahrlich, ich sage euch: dieses Geschlecht wird gewiss nicht vergehen, bis dies alles geschieht. Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden gewiss nicht vergehen. Von dem Tag aber und der Stunde weiß niemand, auch nicht die Engel der Himmel, auch nicht der Sohn, sondern allein der Vater" (Mt.24:32-36). Wenn die Zweige des Feigenbaums weich werden und die Blätter zu wachsen beginnen, erkennen wir, dass der Sommer kurz bevorsteht. Was ist mit dem Feigenbaum gemeint? Um das zu verstehen, muss man auch die Bibel ein wenig kennen. Dann weiß man, dass Gott sein Volk oft mit einem Feigenbaum verglichen hat. Und was ist in den letzten zwei Jahrtausenden mit Israel passiert? Dieser Staat war seit 70 n. Chr. bis in unsere jüngste Zeit hinein praktisch nicht existent - bis vor unseren Augen dieses Wunder geschah: Die Neugründung und völkerrechtliche Anerkennung im Jahr 1948. Ein kleiner, zarter Neuanfang, andererseits ein überaus deutliches Zeichen für diejenigen, welche die Vorhersagen Gottes kennen. Die Generation nämlich, die das erleben wird, wird nicht vergehen, bis alles geschehen sein wird.
Gerüchte von Kriegen und Katastrophen
Ein weiteres Zeichen für das nahende Ende sind Kriege, Kriegsgerüchte, Hunger und Erdbeben, von denen man hört. Jesus sagt: "... ihr werdet von Kriegen und Kriegsgerüchten hören ..., es wird sich erheben Nation gegen Nation und Reich gegen Reich, und es werden Hungersnöte und Erdbeben sein an vielen Orten. Dies alles aber ist der Anfang der Wehen." (Mt.24:6-8)
Keine Zeit war so voll schrecklicher Kriege, Bedrohungen und Naturkatastrophen wie die gegenwärtige. Doch selbst wenn es früher ähnliche Ereignisse gegeben hat, so ist für unser Medienzeitalter charakteristisch, dass man über all diese Dinge auf dem Laufenden gehalten wird. Man hört also davon, und wenn man will, den ganzen Tag lang. Diese Gerüchte und Informationen können abstumpfen. Sie sollen uns aber hellhörig machen und uns sagen: Es ist die letzte Zeit!
Das Evangelium vom Reich wird gepredigt
Weiter sagt Jesus im Matthäusevangelium: "Und dieses Evangelium vom Reich wird auf der ganzen bewohnten Erde gepredigt werden zum Zeugnis für alle Nationen, und dann wird das Ende kommen." (Mt. 24:14). Haben nicht die meisten Menschen auf dieser Erde schon einmal die Botschaft des Evangeliums gehört? Wissen wir nicht alle vom Sohn Gottes, der in die Welt kam, um uns Sünder zu retten und mit Gott zu versöhnen? Selbst in die entlegensten Winkel der Kontinente drang der Ruf vieler Zeugen Jesu, um Menschen zur Umkehr zu bewegen. Die Bibel, das Wort Gottes, liegt heute in hunderten verschiedener Sprachen und Dialekten vor. Nahezu jeder Mensch hat inzwischen die Gelegenheit, Gott kennenzulernen. Das Evangelium vom Reich Gottes, von der Herrschaft Christi, kann heute gehört werden. Christus wird wiederkommen, um sein Reich aufzurichten. Schon heute sollen wir zu ihm kommen, ihm als dem Herrn in unserem Leben die Ehre geben. Und als Christen müssen wir schon heute in der Wirklichkeit des Reiches Gottes leben, um nicht von seinem plötzlichen Kommen überrascht zu werden. Jesus sagte einmal: "Das Reich Gottes ist mitten unter euch!" (Lk.17:21). Durch das Evangelium ist es uns mehr als nah gekommen. Was sollte Gott noch weiter unternehmen, um uns auf das Ende dieser Zeit vorzubereiten?
Wie die Tage Noahs
Jesus gibt uns ein weiteres Zeichen seines Kommens. Er beschreibt den Zustand der Menschen kurz vor seiner Ankunft folgendermaßen: "Denn wie die Tage des Noah, so wird das Kommen des Menschensohnes sein. Denn wie sie in jenen Tagen vor der Flut waren - sie aßen und tranken, sie heirateten und wurden verheiratet bis an den Tag, als Noah in die Arche ging, und sie erkannten es nicht, bis die Flut kam und sie alle hinwegraffte -, so wird auch das Kommen des Menschensohnes sein." (Mt.24:37-39)
Am Beispiel von Noah sehen wir, dass das Kommen Christi ein gewaltiges Ereignis sein wird. Es geht mit einem Gericht über die Menschen einher. Vor ca. 2000 Jahren kam Jesus, um uns mit Gott zu versöhnen, um Gnade, Erlösung und ewiges Leben für alle zu bringen, die an ihn glauben. Aber dieses Zeitalter der Gnade und Geduld Gottes wird bald zu Ende gehen. Dann wird Christus als Richter erscheinen, dessen Urteil sich niemand entziehen kann. Für den Großteil der Menschheit wird es so plötzlich eintreffen, dass sie keine Möglichkeit mehr haben werden, sich darauf einzustellen. Gott wirbt schon seit Jahrtausenden um die Aufmerksamkeit der Menschen. Er sucht täglich nach solchen, die nach ihm fragen und sich zu ihm wenden. Doch die meisten Menschen ignorieren sein Sprechen, lachen über seine Zeugen oder verdrängen die Frage nach Gott und verschieben sie auf ein "später" oder "irgendwann". So war es auch zu Noahs Zeit. Obwohl das Gericht Gottes über die damalige Welt beschlossen war und kurz bevorstand, lebten die Leute wie immer: Sie aßen, tranken, heirateten usw., als würde es immer so weitergehen. Als Noah dann in die Arche ging und die Flut zu steigen begann, war es zu spät. Es gab kein Entrinnen mehr. Nur eine kleine Minderheit überlebte dieses Gericht und wurde in eine neue Ära hinüber gerettet.
Jesus vergleicht diese letzte Zeit genau mit jener Situation. Alle leben wie immer, kümmern sich um ihr Leben, um ihr Auskommen, befassen sich mit den naheliegenden alltäglichen Dingen, bis sie vom jähen Ende überrascht werden. Während das Gros der Menschheit ein Leben ohne und damit gegen Gott vorzieht, wird von einigen wenigen ohne großes Aufsehen beständig an der Arche gebaut. Die letzte Zeit ist also dadurch gekennzeichnet, dass alles so weiterläuft wie bisher, während eine Gruppe von Menschen mit ihrer Errettung beschäftigt ist. Daher sagt uns die Bibel: "Bewirkt eure eigene Errettung mit Furcht und Zittern!" (Phil.2:12).
Einerseits werden wir sicherlich nicht durch Werke, sondern allein durch den Glauben gerettet. Dies betrifft unsere Stellung vor Gott, unsere Rechtfertigung durch das Erlösungswerk Christi. Andererseits müssen wir noch eine weiterführende, umfassendere Errettung erfahren. So vieles in unserem Leben ist noch nicht von Gott behandelt, viele Bereiche unseres Seins sind erfahrungsgemäß noch nicht wirklich gerettet und mit Gott in Einklang gebracht. Gott möchte, dass wir als Christen das Ziel unseres Glaubens erlangen, nämlich die Errettung unserer Seele, unseres ganzen Seins. Um auf das Kommen Christi und das damit verbundene Gericht vorbereitet zu sein, brauchen wir nicht nur die Erlösung. Hierfür sind wir aufgefordert, an unserer Errettung mitzuwirken, um eines Tages vor Gott stehen zu können. Es gilt also, täglich mit Christus zu leben, ihn zu suchen und ihm gehorsam zu sein. Dies ist keineswegs nur eine persönliche Angelegenheit des einzelnen Christen.
Der Aufbau der Gemeinde
Am Beispiel Noahs sehen wir auch, dass es um einen gemeinsamen Aufbau geht. Die Arche wurde gebaut. Ebenso ist im neuen Testament viel von bauen und Aufbau die Rede, nämlich wenn es um die Gemeinde geht. Christus sagte sehr klar in Matthäus 16, dass er seine Gemeinde bauen wird. Auch sehen wir beim Dienst der ersten Apostel eine klare Ausrichtung auf den Aufbau der Gemeinde hin. Ihr Wirken, ihr Predigen und Arbeiten zielte darauf ab, dass die Gläubigen zusammengefügt und aufgebaut würden. "Werdet aufgebaut als lebendige Steine...!" schreibt Petrus in seinem ersten Brief (1.Petr.2:5). "Lasst alles zum Aufbau geschehen!" sagt Paulus im Blick auf die Ausübung geistlicher Gaben zu den Korinthern (1.Kor. 4:26). Auch arbeitete Paulus mit dem Ziel, die Gläubigen zum Werk des Dienstes zuzubereiten, nämlich zum Aufbau des Leibes Christi (Eph. 4:12). Wir müssen uns in dieser letzten Zeit ernsthaft fragen: Gehören wir zur Masse der Gleichgültigen, die jeden Hinweis übergeht oder zu den wenigen, die auf die Zeichen der Zeit achten und mit ihrer Errettung befasst sind? Und wenn wir gläubig sind, gehen wir nur zu unserem sonntäglichen "Gottesdienst" oder sind wir wirklich mit dem eigentlichen Aufbau der Gemeinde Christi beschäftigt? Es ist ebenfalls ein Zeichen dieser letzten Zeit, dass eine Gruppe von Menschen allen anderen Zeitströmungen zum Trotz an einem seltsamen "Kasten" baut, nämlich der Gemeinde. Der Aufbau der Gemeinde ist eine Bewahrung für die daran Beteiligten und eröffnet für viele andere einen Weg zur Errettung vor dem kommenden Gericht.
Wenn wir die Zeichen der Zeit ernst nehmen, gibt es sicherlich für jeden von uns einen Weg, auf das Kommen Christi vorbereitet zu werden. Noch ist die Uhr nicht abgelaufen. Es gibt ein Heute! In der Bibel (Hebr. 3:7-8) heißt es, dass der Heilige Geist spricht: "Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet euer Herz nicht..."
(Kleine Herde 44, 1998)