Meine Suche nach dem Sinn des Lebens
Während meines Medizinstudiums machte ich ein Praktikum auf einer inneren Station in der Universitätsklinik in Frankfurt. Dort sah ich junge Menschen, nicht älter als ich, die unheilbar erkrankt waren. Die Hilflosigkeit der Medizin in solchen unheilbaren Fällen wurde mir plötzlich bewusst. Noch erschreckender war jedoch anzusehen, wie diese Patienten kurz vor dem Tod standen und weder Halt noch eine Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens hatten. Ein junger Mann las zur Ablenkung dauernd Micky-Maus-Hefte. Mir wurde klar, dass auch ich keine Antwort auf den Sinn des menschlichen Lebens hatte.
Die Vorlesungen gaben mir ein tieferes Verständnis darüber, wie hoch entwickelt und komplex der menschliche Körper ist. Die Entwicklung von einer befruchteten Eizelle bis zum erwachsenen Menschen fand ich einfach genial. Das unvorstellbar komplexe Zusammenspiel verschiedenster Organe und Regelkreise vermittelte mir Ehrfurcht vor dem menschlichen Leben. Umso bedrückender empfand ich es, dass alles so sinnlos im Tod enden sollte. Mich trieb die Frage um: Hat denn dieses Leben keine höhere Bestimmung?
Zunächst fragte ich die, die mir am nächsten standen, meine Eltern, Verwandte und Schulfreunde. Sie konnten mir keine Antwort geben. Ich dachte, alte Menschen müssten eine Antwort wissen. Als ich mich mit einigen älteren Leuten unterhielt, stellte ich jedoch fest, dass sie ziemlich egozentrisch dachten und ebenfalls nicht auf den Tod vorbereitet waren. Dies erstaunte und erschreckte mich zugleich. Ich war ratlos.
In meiner Verzweiflung betete ich zu einem fernen, unpersönlichen Gott: „Du musst mir helfen, einen Sinn für mein Leben zu finden.“ Nicht lange danach lernte ich eine Studentin kennen, die an Jesus glaubte. Sie lud mich zu einer Versammlung von Christen ein. Mein aller erster Eindruck von diesen Menschen war, dass sie etwas Wunderbares hatten, das ich weder kannte noch besaß. Kurze Zeit später besuchte ich wieder eine Versammlung. Dort wurde mir klar, dass Gott nicht ein ferner Gott sein will, sondern uns Menschen als Gefäße geschaffen hat, die er mit sich füllen will. Ich hörte, dass Jesus für mich gestorben und auferstanden war und wie ich durch den Glauben an ihn sein wunderbares Leben empfangen konnte, ein Leben, das den Tod überwunden hatte. Dies schien mir zu einfach und zu wunderbar. Ich erkannte weiter, dass der Sinn des Lebens darin besteht, Jesus aufzunehmen und ihn als den Lebendigen zu kennen. Noch während ich den Worten zuhörte, betete ich innerlich zu Jesus, dass sein Leben mein Leben sein soll. In jenem Augenblick empfand ich mich wie eine Ertrinkende, die soeben durch einen Rettungsring gerettet wurde. Innerlich spürte ich eine große Freude und die feste Gewissheit, die Antwort auf den Sinn des Lebens gefunden zu haben.
Susanne Gullans (Kleine Herde 52, aus dem Buch “Zugang zu Gott“, Verlag der Strom, Stuttgart)